Mit welchen Entwicklungen außer dem demografischen Wandel und Corona sind Sie konfrontiert?
Ein Dauertrend ist die hohe Nachfrage nach Wohnungen und die zu geringe Bautätigkeit in Deutschland. Allein im Jahr 2020 ist dadurch der Wert unserer Immobilien um fast zehn Prozent gestiegen, hauptsächlich getrieben durch Angebot und Nachfrage. Maßnahmen wie der gerade für verfassungswidrig erklärte Mietendeckel in Berlin sind in dieser Situation keine Hilfe, sodass der fehlende bezahlbare Wohnraum eine große Herausforderung für Gesellschaft, Politik und Unternehmen bleibt. Mit dem Verzicht auf bis zu zehn Millionen Euro Mietnachforderungen in Berlin zeigt Vonovia übrigens, dass es auch als börsennotiertes Unternehmen möglich ist, sozial zu handeln und sich an den Zielen aller Stakeholder zu orientieren.
Was sollte man stattdessen gegen die steigenden Mieten tun?
Ich glaube an Angebot und Nachfrage. Derzeit bauen wir zu wenig und auch zu teuer, was die hohen Preise zum Teil erklärt. Außerdem haben wir ein Problem mit der Infrastruktur: Es ist immer noch zu umständlich, von außen in die urbanen Zentren zu kommen. An diesen Punkten müsste man ansetzen.
Die Menschen könnten ja auch kaufen, statt zu mieten. Gibt es einen Trend in diese Richtung?
Es gibt höchstens ein Trendchen: Pro Jahr nimmt die Quote der Eigentümer in Deutschland um etwa ein halbes Prozent zu, 2018 waren es insgesamt 46,5 Prozent. Zwar sagt jeder, dass kaufen im Prinzip besser sei als mieten – aber der Mietmarkt in Deutschland ist außergewöhnlich attraktiv: Die Wohnungen sind modern und komfortabel, die Mieten sind günstig und der Mieterschutz ist sehr hoch. Es gibt also wenig Grund, etwas zu kaufen. Darum rechne ich nicht mit einer Trendwende.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Was macht die Arbeit für Vonovia besonders?
Das Besondere ist der Unternehmergeist, der überall zu beobachten ist. Jeder denkt darüber nach, wie man unsere Wohnungen besser, unsere Mieter zufriedener oder unsere internen Abläufe schneller machen kann. Wir arbeiten wie ein großes Start-up in dieser doch recht konservativen Branche. Und natürlich ist die Vermietung von Wohnungen ebenfalls etwas Besonderes: Wir tragen eine große Verantwortung – eben weil wir so nahe an den Menschen sind.