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Wirtschaft & Unternehmen

Die Stadt ist tot – es lebe die Stadt

Neue Ideen sind gefragt, um sterbende Innenstädte wieder attraktiv zu machen. In Zeiten des Online-Handels könnten sie zu Orten des Lernens und des Wissens werden.

Text: Klaus Burmeister Illustration: Sören Kunz


Illustration Klaus Burmeister
Klaus Burmeister ist Zukunftsforscher, Referent und Autor. Er leitet seit 2014 das „foresightlab“ in Berlin.

Oft schon wurden sie totgesagt, aber die Innenstädte werden nicht sterben. Denn sie werden als das benötigt, was sie immer waren: Orte mit dem Markt als zentralem Platz für die Begegnung und den Austausch der Bürger und Bürgerinnen. So weit, so gut. Aber diese optimistische Prognose ist kein Selbstläufer. Denn wir leben nicht mehr im Gründungsrausch, ausgebrochen etwa Mitte des 19. Jahrhunderts und verbunden mit der Idee der Warenhäuser und des Massenkonsums.

Die Kaufhäuser waren zu Beginn wie Statements, kraftstrotzend und imposant im Herzen der Metropolen gelegen. Sie waren die Schaufenster der Stadt. Hier gab es alles, was das Herz der neu entstandenen Konsumgesellschaft zum Schlagen brachte. Waren aus aller Herren Länder! Ein wahrhaft globales Angebot, lange vor der Globalisierung. Die Zeiten haben sich radikal geändert. Infolge der digitalen Transformation hat sich eine von den USA und China dominierte Plattform-Ökonomie etabliert, die sich daten- und algorithmenbasiert immer weiter von konkreten Orten entfernt.
Was zurückbleibt, sind Städte, denen ihre Existenzberechtigung abhandengekommen zu sein scheint. Sie sind heute Produkte – man könnte auch sagen: Sie sind zu Marken geworden, deren Aufgabe die Schaffung von Mehrwert ist. Aber Stadt ist immer mehr als das gewesen – und dieses Mehr hat Urbanität erst geschaffen. Urbanität ist Dichte, ist Leben und Arbeit. Urbanität braucht tätige Aneignung.


Illustration Klaus Burmeister
Klaus Burmeister ist Zukunftsforscher, Referent und Autor. Er leitet seit 2014 das „foresightlab“ in Berlin.

Darum braucht es jetzt Ideen, um die Attraktivität der Innenstädte zu erhöhen. Temporäre Pop-up-­Stores stehen für solche Ansätze, die mit innovativen Geschäftsideen Innenstädte beleben können. Aber warum sollte man nicht auch Handwerksgeschäften die Möglichkeit bieten, in der City präsent zu sein? Der Trend zu Coworking Spaces könnte leerstehenden Shops neues Leben einhauchen. Und warum sollte man nicht Kindertagesstätten oder Spielplätze zurück in die Innenstadt holen?

Eine der neuen Ideen setzt auf eine Renaissance der europäischen Innenstadt – ins Leben gerufen von Menschen mit kreativen Ideen und einem neuen Bürgersinn, organisiert in offenen Beteiligungsprozessen. Aber auch und natürlich braucht es Investoren, Händler und das Mittun der Eigentümer. Es braucht weiterhin einen Freiraum des Denkens und des experimentellen Handelns. Jede Stadt sollte ihren eigenständigen Weg gehen. So könnten die Innenstädte zu Lernorten und Wissensstädten werden, in denen Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Begegnung, Kommunikation und natürlich Kultur mit Theater, Kleinkunstbühnen oder Kino gleichermaßen Platz finden. Erst eine nicht mehr allein kommerziell motivierte Nutzung der Stadt ermöglicht lebenswerte und zukunftsoffene Innenstädte.