„Ich wollte schon immer in einer Fotografie leben“
Die Bremerin Anja Engelke hat 2020 den Vonovia Award für Fotografie erhalten. Im Interview berichtet sie über ihre Arbeit.
Text: Christian Buck
Sie möchten mehr über Vonovia erfahren?
Zur Homepage
Sie sind Aktionär oder Investor?
Zu Investor Relations
Zur Presseseite von Vonovia.
Presseportal
Die Bremerin Anja Engelke hat 2020 den Vonovia Award für Fotografie erhalten. Im Interview berichtet sie über ihre Arbeit.
Text: Christian Buck
Christian Buck: Frau Engelke, welche Idee steckt hinter Ihrem Projekt „Room 125“?
Anja Engelke: Ich hatte schon immer den Wunsch, einmal in einer Fotografie zu leben. Als Motiv habe ich mich für das Bild „Room 125“ entschieden, das der Fotograf Stephen Shore 1973 auf seiner Reise durch die USA aufgenommen hat. Ich habe es in meiner Einzimmerwohnung nachgebaut, was ungefähr vier Wochen gedauert hat. Zuerst musste ich mir das Material für die Wand mit dem Fenster sowie die sieben Gegenstände auf dem Originalfoto besorgen. Dann begann das eigentliche Projekt: Ich bin in meiner eigenen Wohnung in den Room 125 eingezogen und konnte das Bild von Shore dann quasi stückweise an mich reißen: Was würde zum Beispiel passieren, wenn ich das Licht einschalte? Was würde ich im Koffer vorfinden? Solche Fragen haben mich beschäftigt.
Auf dem Tisch liegt auch ein Winnetou-Band. Was hat es damit auf sich?
Ich wollte immer mal in die USA reisen, war bisher aber noch nicht dort – genauso wie Karl May, der den Wilden Westen ja auch nie gesehen hat. Auch andere Gegenstände auf den Bildern haben mit mir persönlich zu tun, zum Beispiel das Geschirr, von dem ich esse und das von meinen Großeltern stammt.
Wie haben Sie Ihren Einzug in die Fotografie erlebt?
Kurz nachdem der Raum fertig eingerichtet war, kippte plötzlich die Stimmung: Mir kam es vor, als lebte ich gar nicht in der Fotografie von Stephen Shore – mir kam im Gegenteil der Gedanke: „Stephen Shore hat mein Zuhause fotografiert!“ Denn in der Zwischenzeit kannte ich sein Foto ja besser als er selbst.
Wie lange wollen Sie noch im „Room 125“ leben?
Ich tue das jetzt seit zwei Jahren und möchte den Versuch noch eine Weile fortsetzen. Darum lasse ich die Wände mit dem Fenster noch in meiner Wohnung stehen. Im Moment kann ich mir den Abbau nur vorstellen, falls in meiner Wohnung etwas repariert werden muss.