Ein schwedisches Sprichwort fragt: „Wie lang ist die Straße?“ Per Ekelund benutzt es gern, wenn er von Herrgården spricht. Er meint damit: Ein wunderbarer Anfang ist gemacht, viel ist geschafft, doch wir sind immer noch unterwegs. Ekelund ist CEO der Victoria Park AB, einer schwedischen Tochter von Vonovia. Und Herrgården ist ein Viertel in Rosengård, einem Stadtbezirk im Südosten von Malmö. Rosengård – und insbesondere Herrgården – gilt als einer der größten sozialen Brennpunkte Schwedens. 1968 als Arbeiterwohnviertel erbaut, wird es heute vor allem von Immigranten bewohnt. 2008 erlangte es traurige Berühmtheit durch Krawalle, die sich Jugendliche mit der Polizei lieferten.
Auch heute steht im Viertel nicht alles zum Besten. Doch es tut sich etwas, und das hat viel mit dem Engagement von Victoria Park zu tun. 2012 übernahm das Unternehmen mit rund 900 den Großteil der Wohneinheiten in Herrgården. Damals betrug die Arbeitslosenrate dort etwa 80 Prozent. Die Außenanlagen waren heruntergekommen, viele Wohnungen und Gebäude in schlechtem Zustand, die Polizei hatte mit der allgegenwärtigen Kriminalität und einer offenen Dealer-Szene zu kämpfen. Misstrauen herrschte gegenüber allem, was nach Autorität aussah. „Als wir die Einheiten übernommen haben, wussten wir: Hier werden wir ganz neue Wege beschreiten müssen“, erinnert sich Ekelund. „Die Menschen standen außerhalb der Gesellschaft und wir wollten sie wieder hereinholen.“
Mit Erfolg. Bis 2018 war die Arbeitslosenquote um zehn Prozentpunkte gesunken. Die Verbrechensrate sank um 38 Prozent. Wurden 2012 noch 150 Brände gemeldet, waren es 2018 nur noch 70. Um 18 Prozent sank die Zahl jener, die auf staatliche Hilfszahlungen angewiesen sind, und die Wahlbeteiligung war um elf Prozent gestiegen. Das alles gelang aufgrund einer gezielten Zusammenarbeit aller Beteiligten – Victoria Park als Betreiber, der Polizei, kommunaler Einrichtungen und nicht zuletzt der Bewohner.