Was entgegnen Sie Kritikern, die in der Verwendung des Begriffs eine gesellschaftliche Polarisierung befürchten?
Der Begriff „Heimat“ ist ein urpositiver Begriff. Er schließt Menschen ein, nicht aus. Denn jeder Mensch trägt Heimat in sich. Der Begriff hat viel mit Identität und mit Identifikation zu tun – und damit, die eigene Heimat zu gestalten. Das verbindet die Menschen miteinander. Ich erlebe das jedes Mal in den kleineren wie größeren Gemeinden, die ich im Rahmen meiner Heimattouren besuche. Die Menschen packen an, haben ein gemeinsames Ziel, und wer neu ist, den lernt man über das gemeinsame Tun schnell kennen – und umgekehrt. Heimat gestaltet sich mit den Menschen vor Ort. Das ist das genaue Gegenteil von Spaltung. Mit unserer Heimatförderung fördern wir das, was Menschen verbindet.
Spielen „gleichwertige Lebensverhältnisse“ als politisches Ziel auch bei Ihnen eine Rolle?
Ja, das spielt natürlich eine wichtige Rolle. In einem Flächenland wie Nordrhein-Westfalen macht es keinen Sinn, die Großstädte und den ländlichen Raum gegeneinander auszuspielen. Kommunen mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen liegen manchmal nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Ich nenne Ihnen zwei Beispiele: Wenn wir Quartiere neu entwickeln, achten wir darauf, dass Förderangebote kombinierbar sind. Nicht die Angebote müssen in das Förderraster passen, sondern die Förderung muss flexibel sein. Unsere Finanzierungsangebote umfassen soziale Einrichtungen, Bolzplätze, Sinnesgärten, Fahrradboxen und Ladestationen für E-Mobilität – kurz gesagt: alle baulichen Maßnahmen, die die Wohn- und Lebensqualität erhöhen. Damit schließt sich der Kreis: Heimat ist der Ort, an dem die Menschen ihre Wurzeln haben. Wir sorgen dafür, dass diese Wurzeln genügend Nährstoffe bekommen. Wir investieren in nachhaltige örtliche Infrastrukturen. Bezahlbarer Wohnraum, Einkaufsmöglichkeiten, Cafés, medizinische Versorgung, ein eng getakteter öffentlicher Personennahverkehr, der Breitbandausbau, genügend Arbeitsplätze: Wo das alles stimmt, bleiben die Menschen.