Ein Teil des Systemwechsels für die Klimaneutralität betrifft auch die Einbindung der Mieter. „Der Staat gibt klimapolitisch Sinnvolles vor, aber irgendwer muss am Ende bezahlen“, sagt Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes. „Heute werden Vermieter und Mieter bei Sanierungen alleingelassen.“ Dabei gebe es Möglichkeiten, den Prozess zu unterstützen, etwa durch mehr steuerliche Abschreibungen oder direkte Zuschüsse vom Staat. „Sinnvoll wäre es, wenn der Mieter, der Vermieter und der Staat jeweils ein Drittel beisteuern würden“, sagt Siebenkotten. Vonovia hat das Problem erkannt: „Wir werden unsere Kunden nicht mit den Modernisierungskosten überlasten“, so Frederic Neumann, Geschäftsführer Süd. „Darum haben wir umgesteuert und begrenzen die Mehrkosten für unsere Mieter.“
Eine weitere Möglichkeit zur Finanzierung von Sanierungen ist Mieterstrom. Die Idee: Mieter nutzen den Strom, der auf ihrem Dach erzeugt wird. Allein Vonovia errichtet im Jahr circa 100 Photovoltaikanlagen mit einer Kapazität von rund fünf Megawatt. Doch noch ist die Umsetzung von Mieterstrom technisch und regulatorisch sehr aufwendig und kostenintensiv. „Wir müssen Quartiere als aktiven Teil der Energiewende verstehen und die komplexe Regulatorik vereinfachen“, fordert Buch. Dazu gehört eine dezentrale Energieversorgung über Gas, Wasserstoff oder Photovoltaik. Aber auch eine andere Mobilität, um auch dort die CO2-Emissionen zu senken: Künftig sollen die Quartiere neue Mobilitätskonzepte wie Elektrofahrzeuge im Car-Sharing oder Ladeboxen bieten.
„Wir haben die Kraft und den Willen, unsere Klimaziele umzusetzen und damit dem gesamten Immobilienmarkt einen Schub beim Klimaschutz zu geben“, so Buch auf der Klimakonferenz in Berlin. Dabei erhält er Rückendeckung von der Politik: „Wir stehen vor einer Zeitenwende, die ungewöhnliche Schritte erfordert“, erklärte
Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen im Deutschen Bundestag, auf der Vonovia Veranstaltung. „Wir müssen das Problem gemeinsam anpacken und an einem Strang ziehen.“ Und es scheint tatsächlich, als stehe eine stille Revolution an. Gut möglich also, dass man bald nicht mehr nach Dänemark oder in die Niederlande schauen muss, um klimaneutrale Vorreiter bei der CO2-Vermeidung im Gebäudesektor zu finden.